Vorüberlegungen
Vor drei Jahren begann mein (Wieder-)Einstieg in die Astronomie. Zunächst mit einem Vixen 110VMC (2011) und später folgte mit einem 8“ Skywatcher-Newton der Einstieg in die Astrofotografie.
Obwohl ich viel Freude an meinem China-Newton hatte, wuchsen die Ansprüche an die Qualität und an die Möglichkeiten. Mein Budget, als Student, ließ auch nichts anderes zu. Schon das „Mount hopping“, von einer EQ5 über eine HEQ5 zu einer EQ 6 war ein großer Schritt.
Nach dem der Unterbau da war, stellte ich fest: für die Zukunft sollte ein besseres Teleskop her, welches mit den zukünftigen Wünschen besser zu Recht kommt. Stärkerer Okularauszug mit Fokusmotor etc. Ich suchte monatelang nach einer vernünftigen Kombination.
Die Kriterien:
- Gewicht/transportabel
- Tragekapazität der Montierung
- Öffnung
- Justage
- Handhabbarkeit
- Preis
- Optische Vor- und Nachteile (Koma etc)
- Fotografische Nutzung
- Erfahrungen
Die Liste ist vielleicht nicht Vollständig aber für den Moment sollte es reichen.
Zur Auswahl standen für mich:
- TS ONTC/UNC Newtons der 8“ bzw. 10“ Klassen
- GSO RC 8“ bzw. 10“ Klassen
- Skywatcher Esprit Refraktoren mit 100 bis 120 mm Öffnung
Ab März 2014 begann die Diskussion, welches nun in Frage kam. Bisher war ein F/5 mit 200mm Öffnung Newton im Einsatz. Viele Informationen wollten verarbeitet werden und zu diesem Zweck lass ich auch verschiedene Foreneinträge. Die eierlegende Wollmichsau fand ich selbstverständlich nicht. Die Refraktoren fielen sehr bald aus dem Rennen, wegen Preis/Öffnung und mangelnder Erfahrung. Auch das Gewicht spielte eine Rolle. Ich wollte die kostbare Zeit und die wenigen klaren Nächte nicht damit verschwenden, ein neues System zu erlernen. Dies war auch der Grund( neben der schwierigeren Justage) warum die RC-Teleskope ausschieden. Insbesondere eine Diskussion über die Vorteile eines RC-Teleskops gegenüber Newtons auf astronomie.de half hier weiter. Mein Eindruck war, wenn nicht mit CCDs gearbeitet wird, gibt es praktisch keine Vorteile. Ich bin Laie, daher mögen Profis mir dieses Urteil nicht krumm nehmen. Auch die Verkaufsforen sagten mir „lass die Finger von den RCs‘“. So viele Teleskope, wie von diesem Typ angeboten werden, werden von keinem anderen Teleskop angeboten – das kann kein Zufall sein.
Acht versus zehn Zoll
Am Schluss standen noch die ONTC Newtons, da die UNTC nur eine getunte Variante gewesen wären, zur Wahl. Nur die Größe bedurfte noch gründlicher Recherchen. Hier spielte das Gewicht bzw. Handhabbarkeit eine Rolle. Obwohl rein rechnerisch ein 10“ kein Problem gewesen wäre, wären die Reserven der Montierung ausgereizt gewesen. Auch hier verfolgte ich eine Diskussion, deren Teilnehmer, die über Erfahrung in dieser Hinsicht verfügten, davon abrieten. Insbesondere das Argument des Gewichtes und die Größe sorgten, unter der Bedingung, dass das Gerät transportabel sein sollte, für Besorgnis. Einen 10 Kg Newton auf eine Montierung zu packen ohne Hilfe, ist schon nicht so einfach, da er sperrig ist. Ein Gerät mit 15 Kg wäre noch problematischer.
Als Finanzmensch, kalkulierte ich die Mehrleistung auf ca. 30 % bei einem Preisaufschlag von 2/3. Die Rechnung dahinter mag nicht richtig sein aber der Mehrpreis schien mir in keinem Verhältnis zu stehen.
Die Wahl viel auf einen acht Zoll und auch das Öffnungsverhältnis blieb bei F/5. F/4 wäre zwar sinnvoller aber auch anspruchsvoller bei der Justage gewesen. Ich will nicht lange experimentieren müssen, bis etwas Anständiges dabei herauskommt. An meinem Standort, führe ich Buch über die klaren Nächte, damit ich einen Überblick bekomme was geht und was nicht. Die Ergebnisse sind nicht so gut. Wenn es gut läuft sind 4-5 Tage im Monat möglich. Der Durchschnitt liegt bei zwei Nächten/Monat. Manchmal gibt es in 3 Monaten nicht einen Tag der etwas taugt. Dies hat aber auch andere Gründe.
Die Bestellung
Am15. August 2014 war es soweit. Die Bestellung für einen ONTC 8“ Newton mit 1000mm Brennweite sowie einem Moonlight-OAZ wurde abgeschickt.
Dann geschah erstmal … nichts. Ferien und die AME 2014 waren die Verdächtigen. In der Woche nach der AME erhielt ich eine E-Mail von Wolfgang Ransburg, dass der Tubus eingetroffen sei.
Der Newton kommt
Drei Wochen später, am 8. Oktober kam die Versandmeldung und schon am nächsten Tag trafen zwei große Pakete ein. Einmal 12 und ein 8 Kg großer Karton. Der größere enthielt den Newton… jedoch, was ist das? Er war voll mit Erdnussflips, ich musste den Tubus ausgraben. Er war damit äußerst sauber verpackt. Was mich nervte war, dass aus Sicherheitsgründen die beiden Spiegel separat verpackt waren. Sicherlich sinnvoll aber bedeutet auch zusätzlichen Aufwand.
Versandbilder
ERDNUSSFLIPS : )
Im zweiten Packet befanden sich FS/HS…
Der Zusammenbau & erster Eindruck
Der Eindruck war durchweg positiv. Der Tubus und Spiegel sind sauber verarbeitet. Hohe Qualität. Sowohl der monströse OAZ wie die HS-Fassung sind massiv, sauber verarbeitet und geben ein gutes Gefühl, nicht so wie die China-Ware – „you get what you pay“.
Einbau FS
Der Fangspiegel wurde als erstes montiert. Hierzu stellte ich ein Licht auf, das von hinten durch den Tubus strahlte (HS war nicht montiert). Ein wenig gefummel ist nötig. Schlanke Hände helfen dabei ungemein. Die Montage war hier eindeutig in der Anleitung beschrieben.
Einbau Hauptspiegel
Was mich zunächst störte war, dass die Anleitung für einen Kenner wohl völlig ausgereicht hätte. Für mich, als Laie, war der Zusammenbau schwieriger. Mir war nicht klar welches Loch, welcher Anwendung diente. Ich schrieb am Samstag an Wolfgang Ransburg und erhielt auch am nächsten Tag, einem Sonntag (was für ein Service!) eine Antwort – vielen Dank. Problem gelöst!
An dieser Stelle kommt ein grundsätzliches Problem der Astronomie, als Hobby, zum Vorschein: die Eintrittsbarrieren für „Newcomer“ ist sehr groß. Grund dafür ist, dass auch die Astronomie sich starken Veränderungen ausgesetzt sieht. Treiber ist ganz klar die Billiganbieter und andererseits der technische Fortschritt, der es auch Laien erlaubt hier tätig zu werden. Dies führt zu einem Konflikt, auf der einen Seite die „alten“ Hasen, die berufliche Hintergründe haben und wissen wo es lang geht. Auf der anderen Seite jüngere Menschen wie ich, die keine Ahnung haben aber oben mitmachen wollen. Hier klafft ein Loch zwischen Angebot und Nachfrage sowie den Erwartungen andererseits. Vielleicht liege ich da aber auch falsch. Was ich damit sagen will, ist, dass die Anleitungen, die mitkommen, häufig unzureichend sind.
Der Spiegel war wie folgt verpackt:
Kartonboden, darauf eine Schicht Watte worauf der HS gebettet ist. Fixiert von Klebeband. Das Ganze war dann noch dick mit Luftpolsterfolie verpackt. Übersteht vermutlich einen Weltkrieg. Die Rückstände des Klebebandes auf der HS-Halterung allerdings auch. Mit Reinigungsbenzin schrubbte ich erstmal alle Rückstände weg. Der Spiegel verblieb währenddessen auf der Watte und war geschützt. Trotz identischer Verpackung war der FS unproblematisch.
Die Montage war dann nicht sofort klar. So muss man die Metallverstärkung am Tubusende abschrauben, dazu löst man sechs Schrauben. Anschließend entfernt man vom HS die 6 Muttern und die Unterlagscheiben. Führt den HS vorsichtig durch die Öffnung ein und schraubt nach und nach die Muttern wieder fest. Zum Glück musste ich keinen 10“ Spiegel halten… schon der 8“ ist schwer.
Justage
Als alles fertig war, montierte ich die 1 ¼ Steckhülse und führte den Baader Laserkolli ein. Nach einer gefühlten halben Minute war der Newton justiert. Endgültige Justage erfolgt dann noch am Stern aber es sieht jetzt schon sehr gut.
Nachtrag: Ein Concenter half ebenfalls bei der Justage.
Okularauszug
Die Wahl viel auf einen 2,5“ Moonlight-Auszug. Damit ist der Newton sogar auf einen Vollformatsensor vorbereitet. Was aber entscheidender ist/war seine Tragekapazität. Mit 4 kg reicht er aus für die, im Rahmen der AME bestellten Moravian G2-8300 M plus eines externen Filterrades mit sieben Filtern. Außerdem kann diese mit ihm verschraubt werden. Was ich auch gut finde, ist die Möglichkeit, den Auszug zu drehen. Damit kann ein sinnvoller Bildausschnitt gewählt werden.
Optische/fotografische Leistung & Firstlight
EQ6, 8″ ONTC, Moravian G2-8300, TS INED Leitrohr
Wenn das Wetter es zulässt.
Knapp eine Woche später am 17. Oktober begann eine zweitägige Schönwetterphase mit Temperaturen von bis 25 °C und strahlend blauen Himmels aber nur für 2 Tage/Nächte.
Die erste Nacht wurde sofort genutzt. Das Aufsatteln des Newtons in seiner visuellen Konfiguration (HS ganz außen), war deutlich schwieriger als beim Vorgänger. Die Entscheidung zu Gunsten der 8“ Variante machte sich also bezahlt. Nach dem der Kraftakt des Aufbaus erledigt war, fuhr ich Vega an. Bei der Fokussierung erschrak ich erst einmal: irgendetwas verdeckte den Hauptspiegel. Panisch löste ich die Klemmung und neigte den Tubus ins Licht und fand noch ein Taschentuch, das als Unterlage für den FS während des Einbaus diente.
Nach der Entfernung, war das Bild so wie man es erwartet. Ein Nachjustieren war nicht nötig. Zum Testen fuhr ich die Plejaden, M31 Andromeda und M2 an. Vor allem M31 lieferte einen visuellen „Genuss“ ab.
Nachdem diese Tests erfreulich verliefen, entschied ich mich mit dem GPU-Korrektur (ebenfalls neu) die Plejaden aufs Korn zunehmen. Die Ergebnisse waren hervorragend gegenüber dem was ich bisher hatte. Leider sorgte eine leichte Unwucht für minimal verzogene Sterne, eine fehlerhafte Einnordung sowie leichte Dejustage durch Rotation des OAZ führte zu weiteren Fehlern. Aber für einen Test war er sehr erfolgreich. Spät am Morgen stand der abnehmende Mond noch am Himmel und ich konnte nicht anders als Ihn auch noch zu fotografieren.
First Light aber es bleibt noch viel Arbeit bzgl. Justage etc. Zur Aufnahme
- NIKON D7100 unmodifiziert / GPU-Korrektor, ca. 45 Minuten Belichtungszeit
Fazit
Mein Fazit lautet, dass es sich bei dem ONTC-Newton um hervorragende Arbeit handelt und das Geld gut angelegt ist. Saubere Verarbeitung und Lieferung sind einwandfrei. So gut, war noch nie ein bestelltes Produkt von TS verpackt.
Der Zusammenbau ist für Laien etwas schwierig, da die Anleitung nicht sehr umfangreich ist. Hier würde ich TS empfehlen deutlich nachzulegen. Eine gute Anleitung würde den guten Eindruck abrunden.
Die optische und fotografische Leistung sind als äußerst positiv zu beurteilen. Was mir auffällt ist, dass er deutlich schwerer ist. Daher darf man sich hier nicht täuschen lassen. Ich würde nie wieder mit dem Gedanken einer 10“ Variante auf der EQ6 spielen.
Was mir noch negativ erscheint, ist die Tatsache, dass der OAZ keine Skala hat. Finde ich etwas schade.