Vom 08. bis 11. Dezember geht es vom aktuell sehr kalten Süden in den hohen Norden der Republik und ein Stückchen weiter: nach Helgoland. Warum? Die Kegelrobben bekommen ihren Nachwuchs und als Natur-/Tierfotograf wird das sicherlich ein ganz besonderes Erlebnis.
Welche Ausrüstung hatte ich dabei:
Kamera: D500 der Firma Nikon
Objektive:
– Nikon 14-24 mm mit f/2.8
– Nikon 16-80 mm mit f/2.8 bis 4 VR
– Nikon 70-200 mm mit f/2.8 VR -> mein persönlicher Liebling und am häufigsten genutzt
– Nikon 200-500 mm mit f/5.6 VR
Im folgenden möchte ich die Reise etwas dokumentieren.
07. Dezember – Abfahrt
Bei strahlender Wintersonne und fast wolkenlosen Himmel um 8:44 Uhr stehe ich vor meiner bisher längsten Solofahrt: 739 km mit ca. 7 h Fahrdauer – Na, dann… los geht’s. Es ist so sonnig, dass sogar eine Sonnenbrille nötig ist. Nach dem Karlsruhe hintermir liegt und ich mich auf der A5 Heidelberg nähere, wird es zunehmend ungemüdlich. Die Sicht wird durch Nebel aber mit guter Sichtweite eingeschränkt. Aber es wird viel besser: Hinter Frankfurt, Richtung Kassel wird es im Mittelgebirge (Hessisches Bergland?) so richtig schön kalt, nebelig und nass. Ich will hier einfach nur noch durchkommen und wieder Sonne. : (
Und der Wettergott hat ein einsehen. Bei Alsfeld befindet sich auf einer Anhöhe (Pfefferhöhe Alsfeld) eine tolle Rastmöglichkeit. Während ich meine Pommes glücklich futtere, nehme ich ein Sonnenbad. Ich sollte erst später feststellen, welch schlechtes Wetter mich noch erwarten sollte…
Die A7 zieht ich ganz schön aber nichts im Vergleich zur A27 Richtung Bremen/Cuxhaven. Inzwischen ist es 15 Uhr und es fühlt sich an wie 19 Uhr. Die Landschaft wird wieder immer winterlicher und man beginnt einen Tunnelblick zu bekommen. Im Westen steht die Sonne schon tief am Horizont und leuchten in Gold und Orange, teilweise ist die Sonnenscheibe zu sehen. Plötzlich tauchen (wieder einmal) mehrere Windräder auf. Alle nach Westen, zur Sonne gerichtet, als würden sie sich nach Sonne sehnen. Das Feld auf dem die Kolosse stehe, ist schneebedeckt und leicht im Nebel gelegen aus dem die Windräder emporragen. Ich wünschte, ich hätte es fotografieren können.
Die letzten 200 km sind die schwersten. Obwohl der Wagen mit Tempomat und Abstandsregler, die Arbeit macht, muss doch die Konzentration immer da sein. Endlich sind es nur noch 50 Kilometer und gefühlt schaue ich alle paar Kilometer auf die Anzeige der Restkilometer. Es ist 16 Uhr und es wird dunkel und die Sicht schlechter. Was nicht das schlimmste ist, sondern die plötzliche Einsamkeit. Nur noch wenige Fahrzeuge sind Richtung Cuxhaven unterwegs. Ein komisches Gefühl wenn man den Großraum Stuttgart gewohnt ist und egal zu welcher Tageszeit man unterwegs ist Stau angesagt ist.
Endlich. Cuxhaven. Nur noch 3 km bis zum Hotel. Ankunft 16:45 Uhr. Fahrdauer 7:17h, 745 km.
08. Dezember – Tag 1
Der Tag beginnt 6:30 Uhr. Alles wieder zusammenpacken und dann um 7:50 Uhr zur Fähre. Zum Glück finde ich schnell den Parkplatz und ein freundlicher Mitarbeiter der Fährgesellschaft begleitet mich persönlich zu einer überdachten Abstellmöglichkeit – eine dunkle Halle. So früh morgens echt gruselig
Vor dem Eingang zur Gepäckaufnahme treffe ich auf die einheimische Tierwelt:
Am Schalter treffe ich auf die ersten anderen Teilnehmer. Alle noch mit der entsprechenden Distanz. Kurz noch das Gepäck zum Schiff bringen:
Nachdem das Gepäck, den freundlichen Mitarbeitern übergeben ist, geht es in das Restaurant “Sturmflut” zum kennenlernen und Frühstücken – endlich.
Dann geht es auch schon los. Das Schiff verlässt kurz nach 10:30 Uhr den Hafen.
Helgoland erreichen wir gegen 13 Uhr und ein langer Fußmarsch zur Herberge beginnt.
Ein paar Eindrücke:
Hegloland finde ich recht unspannend. Alles recht klein und putzig. Scheint mir eine Touristenfalle zu sein. 😉 Im Winter sieht aber alles nicht so prickelnd aus.
Der restliche Tag dient uns erstmal zur Futtersuche und ab 15 Uhr hält unser Workshop-Leiter eine Präsentation und zeigt auch Bilder der Kegelrobben. Anschließend Abendessen und dann noch eine Vorbereitung der Kameras für den nächsten Tag. : )
09. Dezember – Tag 2
Der Tag beginnt mit dem Aufstehen. Normalerweise ist dies immer schwierig aber heute? Ich musste erst einmal meine Rückenwirbel wieder einrasten. Der Unterbau des Bettes in der Jugendherberge ist ein reines Metallgitter. Für einen alten weissen Mann ist das einfach nicht mehr das Richtige.
8 Uhr, Früstück und 9 Uhr Abmarsch zu Fähre zur Insel “Düne” – Nachbarinsel von Helgoland. Einst verbunden aber durch eine Sturmflut, Anfang des 18 Jahrhunderts, getrennt. Für mich ganz schön straffe Vorgabe, schließlich muss man an alles denken – was einem manchmal schwer fällt 😉
Die Überfahrt mit einem kleinen Boot gelingt in wenigen Minuten.
Trotz stürmischen Wetters (aus Sicht einer Landratte), ist die Fahrt recht ruhig. Und natürlich darf ein Blick zurück nicht fehlen. An dieser Stelle muss noch gesagt werden, dass das Wetter besser als erwartet war – kein Regen.
Schon kurz nach der Aufteilung der Gruppe anhand der genutzten Kameramodelle konnten wir die ersten Robbe(n) sichten…
Wir umrundeten die Insel beinahe und machten an verschiedenen Strandabschnitte halt um die sich bietenden Gelegenheiten zu nutzen. Zwischendurch erreichten wir den Flughafen und stärkten uns mit einem Cappuccino – den hatten wir uns redlich verdient!
So und nun genießt ein kleine Auswahl der 2.000 Bilder und 50 GB des ersten Tages. Rückfahrt gegen 15 Uhr – das Licht reichte nicht mehr und der Wind wurde heftig.
10. Dezember – Tag 3
Der dritte Tag war dem ersten recht ähnlich. Viele Teilnehmer waren sicher vom ersten Tag, den Eindrücken und dem Kontakt mit den Kegelrobben völlig überwältigt. Jedenfalls ging es mir so. Ich hatte mir vorgenommen nicht mehr so viele Fotos von der tausendsten Kegelrobbe zu machen. Der Vorsatz hielt nur bis zur ersten Robbe. Aber der Reihe nach:
Los ging es wieder mit der Fährüberfahrt zur Insel “Düne” um ca. 9:30 Uhr. Die Gruppe teilte sich wieder nach der genutzten Kamera auf, wobei diese Aufteilung sich ziemlich schnell auflöste und alle in kleineren Gruppen zusammenschlossen.
Wir traffen am Südstrand wieder die Mutterrobbe plus Heuler vom Vortag – dies mal war sie aber eingezäunt und wir konnten den Weg am Strand nehmen. Jedenfalls bis eine weitere Mutterrobbe auf dem Weg lag. Eine tatsäche, die mir erst später auffallen sollte, die Robben bleiben gerne am selben Platz – sehr praktisch.
An diesem Tag fokussierte ich mich weniger auf die süßen Babyrobben und versuchte, andere Motive bzw. Situationen zu finden. Diese fand ich in den männlichen Robben, die diverse Kämpfe austrugen und sich gegenseitig über den Strand jagten. Wer jetzt denkt, dass ich übertreibe? Dem sei gesagt, dass die Tiere wohl bis zu 20 km/h schaffen. Nach diesem Morgen würde ich kein Wettrennen an Land eingehen. Hier entstanden auch einige tolle Bilder von kämpfenden Bullen.
Wir verließen nach einigen Stunden den Südstrand und wechselten an den Nordstrand und insbesondere auf den Dünenweg.
Auf dem Weg dorthin lag ein Spielplatz direkt neben dem Aufgang zu dem Dünenweg. Dort hatten wir am Vortag eine Robbe an einer Rutsche gelehnt vorgefunden. Sie hatte innerhalb der letzten 24 h ihr Junges geboren.
Der Dünenweg überblickt den Nordstrand von den Dünen bis zum Mehr gute 50 Meter ist übersät mit Robben und ihrem Nachwuchs. Sie sind so Zahlreich, dass sie sich über die Dünen landeinwärts schleppen. An sich fanden wir die gleiche Situation vor wie am Vortag nur dass das schöne Wetter vom Vormittag sich zunehmend eintrübte. Eine Robbe hat ebenfalls ihr Junges bekommen. Die Spuren der Geburt waren deutlich sichtbar.
Dann kam Bewegung auf und eine Gruppe, angeführt von einem Ranger (mit hohem Wiedererkennungs-wert) den wir am Vortag getroffen hatten, stürmte über den Bohlenweg. Wir hinterher. Einer seiner Begleiter hatte ein Junges entdeckt, dass von Muttertier zu Muttertier “robbte” und offensichtlich hungrig war. Möglicherweise war es von seiner Mutter verlassen worden.
Mutig stieg der Ranger die Dünen hinab mit einem Kasten auf Rädern für den Transport. Vorsichtig bewegte er sich durch die Tiere, die vor ihm flohen – so viel Action hatten wir nicht gesehen. Er mied dabei den Blickkontakt. Angekommen bei der Robbe blickte er sich sorgsam um und zog Handschuhe an. Immer bedacht die Umgebung im Auge zu behalten. Der schnappte die Robbe von hinten aber diese wehrte sich heftig. Unentschlossen ließ er sie los und kam zurück. Er berichte, dass sie gute 25 kg wiegen müsste und völlig gesund sei.
Der Großteil meiner Gruppe kehrte zu Fähre zurück während ich den Weg weiterging. Auf dem Rückweg traf ich erneut auf die Ranger, die ein anderes Junges beobachteten, dass auch uns schon aufgefallen war. Inzwische regnete es und der Wind war recht intensiv. Ich blieb bei den Rangern und sah wie der bereits erwähnte Ranger sich dem Jungtier näherte. Das Problem: eine andere Mutter mit ihrem Neugeborenen war direkt daneben. Während der Ranger um das Muttertier herumging um die kleine Robbe, die offensichtlich ohne Mutter war von hinten einzufangen, lenkte sein Kollege das Muttertier ab.
Zum Glück gelang der erste Versuch und die kleine Robbe wehrte sich nicht und wird nun in einer Aufzuchtstation aufgepäppelt.
Am Abend verließen wir die Herberge und stiegen die Treppen zum oberen Teil der Insel empor um den Leuchtturm in der blauen Stunde zu fotografieren. Eine schöne Sache. Der Wind war aber sehr stark und nicht jedem war dieser Ausflug so recht. Trotzdem denke ich, dass es sich gelohnt hat. Ich hatte meine Freude am Motiv.
Alle kehrten in die Herberge zum Abendessen zurück. Alle Teilnehmer? Nein, eine kleine Gruppe leistete sich ein gutes Abendessen im Restaurant Aquarium, dass ich hier ausdrücklich empfehlen möchte.
Der Abend endete für mich um 21.30 Uhr nach der Bildbesprechung. Ich schaffte es noch, die Bilder auf Laptop und externe Festplatte zu speichern. Ein ereignisreicher Tag ging zu Ende.
11. Dezember – Tag 4
An diesem Tag began alles ein wenig später, da unsere Referenten auf bessere Lichtverhältnisse warten wollten. Nachdem Frühstück, dass untermalt wurde von einer umfangreichen Diskussion über aktuelle Themen, räumten wir unsere Zimmer.
Wir zogen auch die Abschlussbesprechung vor und jeder durfte ein Fazit ziehen. Ich war recht spät an der Reihe und vieles war bereits gesagt worden.
Wichtig war mir, dass das Wetter mitgespielt hatte, dies sah zunächst nicht danach aus. Wir hatten wirklich Glück. Die Denkanstöße und die Anregung zur Änderung meiner Perspektive, wie Fotos entstehen können, technisch wie künstlerisch, waren bereichernd.
Gegen kurz nach 10 Uhr erklommen wir wieder die vielen Treppen zum Plateu und fotografierten Landschaften und Lummenfelsen die gleichnamigen Vögel. Zum Teil warteten wir minutenlang auf eine Aktion der Vögel nur um sie dann zu verpassen. Dennoch entstanden ein paar schöne Bilder.
Irgendwie löste sich große Gruppe dann auch schnell auf. Auch der Regen tat sein übriges.
Nach meiner Rückkehr zur Herberge packte ich meine Stativ ein (der Rucksack wurde dadurch um gute
2,5 kg schwerer), dass ich zurückgelassen hatte und machte mich alleine auf zum Shopping. Mich führte der Weg sogar noch bis zum Leuchturm, wo ich eine wunderschöne Szenerie erlebte. Die Sonne durchbrach die Wolken und beschien das Meer. Im Dunst zeichneten sich dabei Schiffe ab. Ich genoss diesen Moment in vollen Zügen.
Der Blick wanderte immer wieder zur Uhr, denn die Zeit zur Abreise rückte näher und näher. Während ich immernoch die Lichtsituation genoss und Bild um Bild machte, musste noch ein Geschenk für den Nachwuchs gekauft werden. Schließlich machte ich mich um 14:30 Uhr auf den Rückweg und shoppte mich arm. Auf dem Weg zur Fähre traff ich unteranderem auf unseren Coreferenten der sich noch schnell zwei kleine Burger holte. Wir gingen gemeinsam die Straße entlang zum Hafen, während er sich hungrig und voller Vorfreunde über sein Fastfood hermachte. Ein plötzlicher Luftzug von hinten und eine Möwe flog über uns hinweg. Ich begann von einem Fernsehbeitrag zu berichten, dass Möwen wohl Touristen essen aus der Hand klauten. Kaum hatte ich den Satz beendete, schnappte sich die Möwe den Burger beim zweiten Versuch, und stolzierte mit ihrer Beute davon.
Wir traffen einen Teil der anderen Teilnehmer und verliesen kurze Zeit später die Stadt und gingen zur Fähre. Inzwischen hatte ich so viele Sachen eingekauft, dass der Rucksack wie ein Malus wirkte. Entsprechend anstrengend, war der lange Weg zur Fähre. Dort angekommen verließ gerade ein Seenotkreuzer den Hafen. Zwei Feuerwehrfahrzeuge am Kai verabschiedeten das Schiff mit lauten Sirenen und der Kreuzer ließ das Schiffshorn erklingen – beeindruckend.
Auch für uns war der Abschied von einzelnen Teilnehmern gekommen, da sie noch länger blieben. Wir waren wirklich eine tolle Truppe! Vielen Dank an dieser Stelle.
Die Fähre verlies den Hafen Richtung Cuxhaven. Ich bestellte gleich eine Currywurst mit Pommes (göttlich, hatte ich doch noch nichts zu essen gehabt). Danach schloss ich mich den anderen auf dem Achterdeck an und musste nochmals zum Bug zurücklaufen, um meine Kamera zu holen. Der Anblick Helgolands, der sich uns bot, war traumhaft. Während noch die Sonne ein wenig goldenes Licht produzierte, rollte eine Regenfront von Osten heran. Der Leuchturm warf seinen Strahl auf die ankommende Front, die bald die Insel verschlucken sollte. Es wurde dunkel und wir zogen uns zu tollen Gesprächen zurück.
Gegen 18:40 Uhr erreichte die “Helgoland” Cuxhaven und alle Passagiere drängten nach draußen und fielen wie Heuschrecken über die Koffer her. Viel Zeit für Verabschiedung blieb nicht. Besonders schön fand ich es, noch mit Melli und Ann-Kathrin den Weihnachtsmarkt zu besuchen und den Abend im griechischen Restaurant “Zur Sonne” ausklingen lassen.
12. Dezember – Rückfahrt
Das war es dann also. Nach einem kurzen aber genialen Frühstück (Stadthotel Cuxhaven – ein echter Tipp), verließ ich Cuxhaven um ca. 7:45 Uhr. Über acht Stunden Fahrzeit mit einem zweistündigen Zwischenstopp in Heidelberg bei meinem Bruder, lagen vor mir. Die A8 war vollgesperrt und ich nahm die Route über die A6 und A81. Es regnete so heftig, dass mein Auto eher die Funktion eines U-Bootes übernahm. Auch am Engelbergtunnel staute es sich, doch dann lag endlich die Ausfahrt Leonberg West vor mir und ich nahm sie anstatt auf der A8 weiter Richtung Heimsheim zu fahren. Beim Anblick des Staus, hinter der Ausfahrt, verschlug es mir die Sprache. Das wären sicherlich noch einmal 10 oder 15 Minuten zur nächsten Ausfahrt gewesen.
Um 19:19 Uhr, nach acht Stunden und 37 Minuten reiner Fahrzeit und 778 km hatte ich mein Ziel erreicht – ich war total erschöpft aber wieder glücklich zuhause.
Das Ende einer sehr erlebnisreichen Reise. Ich durfte tolle Menschen kennelernen und eine großartige Tierwelt erleben – was kann man schöneres über einen Fotoworkshop sagen?