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Es war einmal: ein Tag im Mai 2018, wieder einer dieser lahmen Tage an denen man wahrscheinlich im Zug saß und zur Arbeit fuhr. Der Sitznachbar unangenehm roch oder einfach nur zu laut Musik hörte. Alternativ ganiert mit der üblichen Verspätung… Aber ich schweife ab. Mein Blick wanderte über den Newsletter einer größeren Fotokette. Mein Blick eher leer ob der dargebotenen Ware. Wahrscheinlich wieder viel zu teuer ohne einen Privatkredit aufzunehmen. Wie praktisch das die Firma mit Nullprozentfinanzierung wirbt. Am Ende des Newsletters sind die Workshops platziert und dort neben dem Pflichtversionen „Babyphotographie“ oder „Adobe Photoshop CC irgendwas“, „Wildlife-Photographie Murmeltiere und Steinböcke am Großglockner. Tiere in ihrer natürlichen Umgebung mit „Wow-Effekt““. Sofort rasten Bilder an meinem inneren Auge vorbei und ich befand mich wieder im Jahr 2015, als ich Murmeltiere und Steinböcke bei meinem ersten Besuch am Großglockner aus nächster Nähe sehen durfte. Ein fieses und listiges Grinsen schlich sich in mein Gesicht und ich wusste, dass wird gemacht!
Vorfreude ist die schönste Freude
Die vier Wochen bis zum Termin am 23. Juni waren voller Sorge, ob der Termin stattfinden würde. Gewitter und viel Regen hielt Mitteleuropa fest im Griff. Dazu hatte ich einen geschäftlichen Termin, der die Sache komplizierte. Zum Glück konnte meine bessere Hälfte ebenfalls Urlaub bekommen (an dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an ihre unglaublichen Kolleginnen!) und so waren die bevorstehenden fast 1.000 km wesentlich einfacher zu bewältigen. Wenige Tage vor dem besagten 23. Juni erlöste uns dann die Nachricht: der Workshop findet statt.
Vorbereitung – Planung ist alles
Was muss man für so ein Vorhaben alles berücksichtigen? Ein zweiter Fahrer, oh Pardon, Fahrerin war schon vorhanden. Laut Routenplaner über sechs Stunden Fahrzeit? Es war klar das wir dies am Freitag, nach getaner Arbeit, nicht schaffen würden und beschlossen, ein Hotel nahe München zu buchen um die zweite Hälfte der Strecke in ausgeruhter Form anzugehen. Schließlich wollten wir zum Fotoshooting nicht schon von der Straße völlig gestresst und erschöpft sein… ha, wir hatten die Rechnung ohne die geniale Planung deutscher Ämter gemacht. Später mehr dazu.
Equipment
Die Workshopleiter hatten bereits imVorfeld genannt, welches Equipment benötigt wird bzw. zu empfehlen ist. Hierzu gehörten:
- Kamera ; )
- Objektive von Weitwinkel bis Teleobjekt bis zu 200 mm
- Filter (Grau-, Verlaufs- und Polarisationsfilter)
- Fernauslöser und natürlich Akkus/Speicherkarten sowie Stativ
In unserem Falle brachte ich noch das exzellente Nikon 200-500mm F/5.6 mit, dass sich in einer Szene als extrem wertvoll herausstellen sollte.
Die Fahrt
Am Freitag um kurz nach 19 Uhr ging es los und nach einer rasanten Fahrt nach und um München herum, kamen wir gegen 21.30 Uhr in Putzbrunn an. Nach der Ankunft am Hotel und Check-In, einer ruhigen Nacht und einem sehr leckeren Frühstück in Putzbrunn, ging es wieder auf die A8. Dank des Ferienbeginns in drei Bundesländern (irgendwie hatten wir die Thematik „Sommerferien“ als kinderloses Paar völlig verdrängt) waren am Morgen plötzlich deutlich mehr Menschen unterwegs. Das war noch kein Problem und auch die 1,64 Euro für den Sprit (Aufenthalt ca. 30 Minuten) zahlen wir doch gerne, um dem Sozialstaat und damit unserer Rente auf die wackligen Beine zu helfen. Wo wir kein Verständnis mehr hatten, waren 5,3 km Stau am Inntal-Dreieck, für die wir fast eine Stunde benötigten. Dadurch hatten wir unseren Zeitpuffer von 2h nahezu erschöpft.
Die Fahrt über die Hochalpenstraße absolvierten wir in großer Eile und konnten das schöne Wetter nicht wirklich geniesen. Denn der Workshop sollte um 14 Uhr beginnen – wir kamen um 13:45 Uhr an. Geschafft! Erstmal lecker essen…

Fast geschafft – der mächtige 3798m hohe Großglockner liegt vor uns. Rechts davon sind Wolken im Anmarsch. Das Foto wurde durch die Windschutzscheibe unseres Autos aufgenommen… nicht die Beste meiner Ideen.
Der Workshop – Tag 1
Der Workshop wurde von den sehr erfahrenen Fotografen Dennis Heidrich und Christoph Engelmohr geleitet. Sie führten uns nach einer kleinen Kennenlernrunde (verdammt, ich wusste, dass ich die älteste Kamera haben würde – mein Girokonto weint schon mal im Voraus ob der nun anstehenden Einkäufe bitterlich – ein Spendenkonto wird eingerichtet) an den Ort, wo die beiden bereits die Murmeltiere gesichtet hatten. Das Wetter war zu diesem Zeitpunkt noch ok, aber leider wurde es rasch immer kälter und die Touristen verschwanden. Im Gegenzug tauchten die „Murmler“ auf und die Kürbiskerne und Karotten überzeugten sie schließlich entgültig.
Nach getaner Arbeit waren auf meiner Speicherkarte knapp 500 Bilder gespeichert. Die Tipps der beiden Profis wurden willig aufgesogen und am Abend, nach einem guten Essen und dem eher glücklichen 2:1 der Nationalmannschaft diskutierten wir die fotografischen Ergebnisse. Hier konnte ich einiges lernen (vielen Dank an dieser Stelle). Anschließend gab ich noch einen Exkurs in die Astrofotografie. Das Interesse war groß.
Der Workshop – Tag 2
Am zweiten Tag war die Kälte so groß wie die Ernüchterung über das Wetter. Das gute Frühstück half dabei etwas. Gegen später zogen die Wolken etwas weiter und gaben teilweise den Blick auf die Berge frei. Es ist nunmal Hochgebirge mit über 3000 m (Großglockner 3798 m). Nach dem Frühstück im Karl-Volkert-Haus sollte nochmal der gleiche Platz aufgesucht und danach zum Wasserfall weitergezogen werden.
Hier kam die Diskussion auf, ob man noch weitermacht… Regen und später leichter Graupel ließen nichts Gutes erahnen. Wir entschieden uns erst einmal dabei zu bleiben. Es hatte sich gelohnt.
Dank einiger knuspriger Kürbiskernchen und saftiger Karotten, bekamen wir auch an diesem Morgen wieder eine große Gruppe Murmeltiere zu Gesicht. Da war für jeden etwas dabei und während die anderen Teilnehmer fleißig knipsten und das Gelernte in die Praxis umsetzten, hatte ich das Bedürfnis mein großes Nikon 200-500 mm aufzupflanzen. Wahrscheinlich wollte ich einfach nur angeben, wobei die Qualität der Bilder für sich sprach. Vielleicht war es auch eine Eingebung, denn relativ gegen Ende ging der Ruf durch die Gruppe, dass endlich Steinböcke gesichtet worden waren (Anfang der Saison war eine Gruppe von ca. 40 Tieren bei einem Lawinenabgang getöt worden). Zwei Stück standen weit oberhalb unserer Location. Ein Steinbock schaute neugierig zu uns herab. Da es durchaus schnell gehen musste war meine Entscheidung goldrichtig und die Bilder sprechen für sich:

Steinbock aufgenommen aus ca. 50-100 Meter Entfernung mit dem Nikon AF-S NIKKOR 200-500 mm 1:5,6E ED VR bei 500mm.

Oh, es juckt, erst einmal kratzen. Steinbock aufgenommen aus ca. 50-100 Meter Entfernung mit dem Nikon AF-S NIKKOR 200-500 mm 1:5,6E ED VR bei 500mm.
Anschließend fuhren wir zum Wasserfall. Nach kurzer Wanderung und einer durchaus sportlichen Kletterpartie, erreichten wir eben diesen und machten noch Langzeitbelichtungen und mir wurde gezeigt, wie die Kombi aus Grau- und Polarisationsfilter sehr schöne Ergbnisse liefert.
Meine Frau und ich entschieden uns, die Gruppe um 13 Uhr zu verlassen und uns auf den langen Heimweg zu machen.
Abends gegen 20:15 Uhr kamen wir fix und fertig, aber sehr glücklich, zuhause an. Es war eine kleine Flucht aus dem Alltag und das Eintauchen in die wundervolle Welt der Alpen war eine atemberaubende Erfahrung. Diese kurzen Auszeiten und das damit verbundene Glücksgefühl gehen in unserer stark durchgetakteten und technisierten Welt leider viel zu sehr unter. Diese Bergwelt und ihre Flora und Fauna müssen geschützt werden. Auf sehr negativ-beeindruckende Weise sei hier noch der Rückgang der Pasterze angeführt, deren Verschwinden uns immer mehr schockiert.
Abschließend möchte ich noch den Leser hinter die Kulissen blicken lassen:
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